Mit dem Reiten begann ich wohl kurz nach dem Laufen, weil mein Vater mir seinen Pferdevirus weitergegeben hat. Auf unserem Shetlandpony Flicka lernte ich das Vorschul-Ein-Mal-Eins in Sachen: Sitzen, Fallen, Weitermachen auch wenn es mal auf dem Ausritt durch meterhohe Brennesseln ging, denn Flicka liebte Abkürzungen …
Später dann, als meine Beine lang genug waren, (ca. mit 8 Jahren) durfte ich dann im Reitverein, „Herrmansland Detmold e.V.“, bei meinem ersten Lehrer; Herrn Werner Scheibig, Reitstunden nehmen. Es war ein kleiner, neuer Verein mit noch wenigen Mitgliedern, dementsprechend war die Förderung intensiv: Nicht nur tägliches Reiten auf verschiedenen, teilweise noch rohen Pferden, sondern auch alles rund ums Pferd nebst Stallarbeiten standen auf jedem Tagesprogramm.
Schon bald gründeten wir eine Turniergruppe und starten so ziemlich jedes Wochenende in Dressur, Springen und Vielseitigkeit von A bis L. Entweder einzeln oder als Mannschaft quer durch Nord Rhein Westfalen. –Eine tolle Zeit!
Parallel dazu hat uns mein Vater einen Stall mit 3 Boxen am Haus gebaut und „Django“ Hannoveraner, V: v. Der Löwe XX und „Rico“ Kleinpferd ohne Papiere kamen dazu. Meine Schwester und ich haben die beiden dann gemeinsam vom Anreiten bis zur Kl A in allen Reitsportdisziplinen ausgebildet und sind auch erfolgreich auf Turnieren gestartet.
Obwohl mir das Springen und das Gelände viel Spaß bereitet haben, so interessierte mich das Dressurreiten ganz besonders. Leider hatte ich weder geeignete Pferde noch entsprechende Lehrer für meine Dressurambitionen. Dann ging ich zur beruflichen Ausbildung nach Berlin und hängte das Reiten für einige Zeit an den Nagel, denn ich war verwöhnt, was die Pferde- und Reiterwelt meiner alten Heimat betraf. Nach dem Mauerfall tat sich aber rund um Berlin, so schaute ich mich 1992 auf dem ein- oder anderen Hof im Berliner Speckgürtel um, und ritt bald wieder mehrere Pferde für andere Besitzer. Voller Begeisterung nun endlich meine dressurreiterlichen Fähigkeiten weiter entwickeln zu können, fuhr ich häufig zu Lehrgängen u. A. auch zu Egon von Neindorff.
1999 stand ich dann vor der Entscheidung: Sollte ich meine bis dato sehr erfolgreiche Karriere im Print- und TV-Bereich weiter gehen, was bedeutet hätte, dass ich nach New York zu HBO gegangen wäre, um dort eine eigene Sendung zu produzieren, oder gehe ich in den Pferdestall. – Mein Herz hat sich für die Pferde entschieden und ich kaufte „Melodie“. Eine angeblich unreitbare, dauernd steigende Stute mit Schleudertrauma, weil ich sie mit Ihren knapp 6 Jahren nicht einfach ihrem Schicksaal überlassen wollte. Melodie hat mich bewegt, mich intensiv mit Pferdebedürfnissen, -gesundheit-, -ausbildung, -korrektur oder in einem Wort gesagt „natural Horsemenship“ zu befassen.
Im Jahr 2000 kam Philippe Karl in die Nähe und ich entschied mich dort an einem Seminar teilzunehmen, denn bisher hatte kein Profi einen Weg aufzeigen können, Melodie über den Rücken in Anlehnung zu reiten. - Wir hatten ja nichts zu verlieren.- Nach meinen ersten Eindrücken, wollte ich eigentlich gar nicht mehr teilnehmen, dann aber entschied ich mich meine Vorurteile nach hinten zu stellen und mich intensiver mit seinen Ansätzen zu befassen und ging anschließend für zwei Monate zu Herrn Karl nach Grabau in Schleswig Holstein. Dort hatte ich die Möglichkeit nicht nur seine Bücher in Ruhe zu studieren, sondern ihn auch ausgiebig zu befragen… Melodie und mich hat es bereichert!
Wieder zurück in Brandenburg, hatte Melodie kurz darauf leider einen schweren Autounfall. Nun hatte ich kein Reitpferd, sondern eine Patientin mit schweren Haut-, und Muskelgewebeschäden, sowie schweren Prellungen, Hämatomen und Wirbelgelenksentzündungen mit einhergehenden Blockaden.
Dies war für mich Anlass mein Wissen über Therapie, Heilung und Rehatraining zu vertiefen und ich begann
2001 eine Ausbildung in Tierphysiotherapie an der FAT in Gelsenkirchen. Es folgten eine mehrmonatige Hospitanz am Revito in Warendorf und ein mehrjähriger Aufenthalt im Stall der Dressurreiterin und Tierphysiotherapeutin „Nina Stark“ in Hochmoor. (Schülerin u. A. von Klaus Balkenhol und Dr. Reinhard Klimke). Hier traf ich auf den englischen Vollblüter Racy, den ich nach seiner Rennpferdekarriere und Ausheilung einer Sehnenverletzung an das neue Leben eines Reitpferdes gewöhnen durfte. Von da an gehörte er bis zu seinem plötzlichen Tod am 24.März 2011 zu meiner Pferdefamilie, ohne wenn und aber. Ein echter Vollblutsportler eben.
Melodie konnte ihre Verletzungen gut überwinden und ich kaufte mir als neue Dressurhoffnung die 3 jährige, bundeschampionatsqualifizierte Staatsprämienstute „Wolkenspiel“. Mit diesem tollen Pferd wollte ich von Anfang an Vieles gut und richtig machen und entschied mich kurzerhand bei Isabell Werth anzufragen. Zwei Wochen später im
Mai 2004 waren wir in Rheinberg. Da der Tag aber mehr Stunden hat, als ich Pferde zu reiten hatte, nutzte ich jede Gelegenheit um zuzusehen: Bei Frau Werths Training, vom gerade angerittenen bis zu den alten, uns allen bekannten Cracks, beim Unterricht den sie vereinzelt gab, oder aber ihren Bereitern bei der täglichen Arbeit. Ich erlebte täglich viel ehrliche Hingabe, Gefühl, Lockerheit, und positive Spannung, wobei Pferd und Reiter sichtlich Freude hatten. Dafür, dass ich diese Möglichkeit hatte, bin ich sehr dankbar!
Begeistert und beeindruckt musste ich dann wegen einer sehr unglücklichen Verletzung meiner jungen Wolkenspiel (sie ist ausgerutscht, als ich mit ihr an der Hand grasen war – Beckenfraktur) den Stall von Frau Werth in Richtung Klinik Hochmoor verlassen.
Es ging um Leben oder Tod für Wolkenspiel. Ich entschied mich diese Frage Wolkenspiel zu überlassen und sie nach besten Wissen und Gewissen dabei zu unterstützen, wie auch immer sie sich entschieden hätte – Sie wollte Leben!
Das bedeutete: Fünf Monate in der Klinik angebunden stehen! Dennoch sie war so guter Dinge, und tapfer, dass ich meiner Traurigkeit fast beschämt war. Sie genoss die täglichen Massageeinheiten, die Magnetfeldbehandlungen und nach ein paar Wochen die regelmäßigen, chiropraktischen, sowie die Akkupunkturbehandlungen, die Frau Dr. Andrea Sattler durchführte. Ihre Augen strahlten jeden an, ihr Appetit war ungebremst und ihre Neugier auf meine täglichen Mitbringsel, ob Kauholz oder Möhren, ob Strohbündel zum Halme zupfen oder Hunde zum beschnuppern, sie war stark und voller Leben. – Für mich eine bereichernde Erfahrung in Sachen Glück, - die Wahrheit des Augenblicks!
Anschließend ging Wolkenspiel dann in den fürsorglichen Sport- u. Rehastall zu Nina Stark, dort erholte sie unter regelmäßigen physiotherapeutischen Anwendungen weiter, dass ich ein knappes halbes Jahr später, das erste Mal wieder drauf saß. Mehrere Jahre genossen meine beiden Stuten die tolle Obhut bei Starks, während mein Mann und ich mit den ersten Arbeiten an unserem eigenen Pferdehof begannen.
Mein Mann, Stefan Lorenzen, Architekt, Künstler und Golfer hat es nach insgesamt sieben Jahren Objektsuche, Planungs-, Antrags- Verhandlungs- und Bauzeit geschafft, mit mir zusammen im September 2009 den „HofNudow“ zu eröffnen.
P.S. Wolkenspiel ist heute Chefin ihrer kleinen Herde auf der Weide, fühlt sich enorm wichtig und hat viel Spaß an unseren gelegentlichen Reiteinheiten.